Nach ziemlich genau vier Wochen sind wir zurück in Oslo. Beim ersten Besuch haben wir von der Stadt noch nicht allzu viel gesehen, da damals die Reparatur unserer Räder Vorrang hatte. Für den zweiten Besuch haben wir für zwei Nächte ein Hotel gebucht. Wir brauchen eine Adresse in Oslo, weil wir Post aus der Schweiz mit unseren Abstimmungsunterlagen und den Zugtickets, die – man glaubt es kaum – nicht online zugestellt werden können, erwarten. Den Montagvormittag verbringen wir im Waschsalon, wo wir einer Einheimischen mit dem Guthaben unserer Waschsalon-App aushelfen. Während ihre Waschmaschine läuft, macht sie sich auf den Weg, die ca. 6 Franken, die sie uns unbedingt zurückgeben will, als Bargeld aufzutreiben. Bargeld wir in Norwegen nur noch sehr selten gebraucht, deshalb erstaunt es nicht, dass sie nicht einmal diesen eher geringen Betrag im Portemonnaie hat. Am Nachmittag flanieren wir ein bisschen durch die Stadt und Besuchen das Nobel Peace Ceter. Wir erfahren eine Menge über den Friedensnobelpreis und dessen Trägerinnen und Träger. Sehr spannend ist das Portrait über den aktuellen Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed, bei dem auch nicht mit Kritik an seiner möglicherweise vorschnellen Wahl zurückgehalten wird. Vor dem Nachtessen darf auch ein Abstecher in den Vigelandsparken nicht fehlen. In der Abendsonne erscheinen die unzähligen Figuren in wunderschönem fast mystischen Licht.


Am Dienstag ist bereits wieder Abreisetag. Monika ist es überhaupt nicht ums Velo fahren, was sie zunächst für sich behält, aber auch Martin macht beim Frühstück nicht vorwärts. Nach einer Weile bemerken wir, dass wir beide keine Lust haben, weiterzuziehen. Wir entscheiden, eine Nacht zu verlängern, egal ob unsere Post nun mittlerweile bei der Rezeption liegt oder nicht. Als wir wenig später nachfragen, ist unser Brief noch nicht eigetroffen. Wir werden langsam ein bisschen ungeduldig, da die Sendungsverfolgung anzeigt, dass er bereits am Sonntag im Verteilzentrum in Oslo eingetroffen ist. Wir verbringen den Morgen mit Blog schreiben und Hörbuch hören. Vor einiger Zeit haben wir beide bereits das Hörbuch «Die Brückenbauer» von Jan Guillou gehört, das Monika nun noch ein zweites Mal hören will. Das Buch handelt von drei norwegischen Brüdern, denen ein Ingenieurstudium ermöglicht wird. Einer von ihnen arbeitet später am Bau der Brücken auf der Eisenbahnstrecke Bergen-Kristiania (Oslo) mit, also an der Strecke, die wir nun über hundert Jahre später mit unseren Rädern befahren. Es macht Spass, diese Geschichte noch einmal zu hören, da wir nun die verschiedenen Orte mit Bildern und Vorstellungen verbinden können. Der zweite Bruder arbeitet an einer Eisenbahnstrecke in Tansania und auch das lässt Monika in Erinnerungen schwelgen. Der dritte Bruder… tja, wir empfehlen, das Buch zu lesen oder zu hören und verraten nicht alles. Es lohnt sich! (Der Spannungsfaktor der weiteren Bücher aus dieser Reihe nimmt dann leider mit steigender Bandnummer ab. Dies ist allerdings unsere persönliche, aber geteilte Meinung.) In der Zwischenzeit kommt übrigens unser Brief an. Nachdem wir unsere Abstimmungsunterlagen ausgefüllt haben, machen wir noch ein bisschen Insel-Hopping. Wir steigen in Oslo auf eine Fähre, auf einer kleinen Insel wieder aus, erkunden diese, steigen auf die nächste oder übernächste Fähre, bei einer Insel wieder aus usw. bis wir wieder in Oslo ankommen.

Jetzt steht noch ein Besuch auf dem Opernhaus an. Ja, du hast richtig gelesen, AUF dem Opernhaus. Das Dach dieses aussergewöhnlichen architektonischen Wunders kann nämlich bestiegen werden. Von oben haben wir eine wunderbare Aussicht über den Hafen. Gerne würden wir unsere Räder hier hinaufschieben und tolle Fotos machen. Obwohl nicht wenige Leute genau dies tun, nehmen wir das «Fahrrad verboten»-Schild ernst und posieren ohne unsere treuen Begleiter ein bisschen.



Zum Abschluss unseres Oslo Aufenthalt will auch Tinu noch ein bisschen in Fernweh-Erinnerungen schwelgen, weshalb wir indisch essen gehen. Obwohl wir englisch begrüsst werden und wir nur englisch kommunizieren, spricht der eine Kellner konsequent norwegisch mit uns. Wir sind bis zum Schluss nicht ganz sicher, ob er nicht bemerkt hat, dass wir eigentlich gar kein norwegisch sprechen.