In Oslo angekommen, die Polizeikontrolle problemlos passiert, widmen wir uns erneut der Suche nach einem Velogeschäft. Wir finden die Bike Brothers und machen uns auf gut Glück auf den Weg zu ihrem Geschäft. Noch vor Ladenöffnungszeit werden wir sehr freundlich bedient und siehe da, wir sind für einmal am richtigen Ort gelandet. Der Rohloffmech gibt sich nicht allzu optimistisch, hat aber bereits einige Ideen auf Lager, die uns weiterhelfen könnten, wenn er das Problem nicht lösen kann. Wir lassen unsere Räder samt Gepäck im Geschäft und machen uns auf eine weitere Stadtbesichtigung. Wir besuchen unter anderem die berühmte Sprungschanze am Holmenkollen und beobachten die Langläufer*innen beim Sommertraining.

Am späteren Nachmittag können wir unsere Velos abholen. Das gerissene Lichtkabel ist geflickt und die Rohloff frei von Öl. Der Mech meint, es sei beinahe das komplette Öl ausgelaufen. Grund dafür seien Schrauben seien, die nicht richtig angezogen waren. Er bleibt aber vorsichtig und will lieber nicht versprechen, dass das Problem gelöst ist. Wir sind aber zuversichtlich und vor allem froh, dass uns so effizient und unkompliziert geholfen wurde.
Nun machen wir uns seit gefühlter Ewigkeit wieder einmal an einen kurzen Aufstieg auf den Ekeberg, wo wir unser Zelt zum ersten Mal auf norwegischem Boden aufschlagen.
Am Mittwoch freuen wir uns darauf, wieder ein paar Höhenmeter mehr zurück zu legen. Landschaftlich mag und die Strecke von Oslo nach Moss noch nicht so überzeugen. In Moss nehmen wir die Fähre (gratis für zu Fuss und mit dem Velo!) nach Horten. Die Strecke bis Skallevold führt nun mehr durch Wälder und entschädigt so einiges der anstrengenden Agglomeration auf der anderen Seite des Oslofjords. Hier schlagen wir unser Zelt auf. Die Coronamassnahmen der Platzwartin: Kugelschreiber und Duschchips werden vor der Übergabe desinfiziert und eine Wäscheklammer hilft ihr, die Tasten auf dem Kartenlesegerät ohne Berührung zu drücken. Nachdem sie uns den Campingplatz ausführlich gezeigt hat, zählt der kritischere Teil von TiMonTour die Berührungspunkte auf, die wohl keine Coronafalle darstellen, da die Berührung wäscheklammerlos erfolgte. Da wir bis jetzt noch nie auf einem Campingplatz einen Backofen zur Verfügung hatten und zu faul zum Einkaufen sind, besorgen wir uns bei der netten Campingplatzfrau zwei Tiefkühlpizzas, vom anscheinend besten Tiefkühlpizzahersteller Norwegens. Naja… (Ok, ein guter Tiefkühlpizzahersteller ist wohl auch ein Wiederspruch in sich…) Dafür gibt’s hier endlich ein Bad im Meer. Wie immer ist jemand von uns ganz schnell im Wasser, während sich die andere Person ziert und 1000 Ausreden erfindet, warum MANN nicht schneller ins Wasser springen kann.
Am Donnerstag finden wir nach einer kurzen Etappe einen Campingplatz auf einer Insel. Obwohl wir noch in relativ dicht besiedeltem Gebiet sind, beeindruckt uns die Landschaft bereits sehr.

Die Freitagsetappe führt uns lange Zeit der Küste entlang. Obwohl wir uns auf der nationalen Veloroute Nr. 1 befinden, fahren wir grösstenteils auf der Autostrasse.
Um unsere Sitzflächen ein bisschen zu schonen, beschliessen wir am Samstag einen Stopp im Fritidspark in Skien zu machen und uns für einmal etwas anderen Sportarten zu widmen. Der Minigolfcrack möchte gerne Minigolfen, dass die Bahn an der prallen Sonne steht, führt dazu, dass wir uns für Discgolf entscheiden. Ein Frisbee wird – wie beim Minigolf – über eine bestimmte Strecke in einen Zielkorb geworfen. Von Treffsicherheit kann bei uns keine Rede sein, der Spassfaktor steht klar im Vordergrund.
Von Skien bis Dalen (also eigentlich umgekehrt) befindet sich der Telemarkkanal. Dank Wikipedia und weiteren informativen Seite wissen wir, dass dieser 105km lange, mittels 18 Schleusenstufen 72 Höhenmeter bewältigende Kanal zu seiner Fertigstellung Ende des 19. Jahrhunderts als das achte Weltwunder bezeichnet worden ist. Am Sonntag verladen wir unsere Räder deshalb aufs Schiff und lassen uns bei nebligem Wetter durch den Kanal fahren. Bis auf die erste Schleuse, werden alle noch von Hand bedient. Am imposantesten ist eine fünffach Schleuse, mit der ganze 23 Höhenmeter überwunden werden. Wir sind fasziniert, dass ein solches Konstrukt vor weit mehr als 100 Jahren erbaut worden ist.



In Lunde verlassen wir das Schiff und nisten uns für zwei Nächte auf dem Campingplatz ein. Bevor wir unser Zelt aufstellen können, müssen wir noch die Hinterlassenschaft eines uns unbekannten Tieres entfernen. Immer noch auf der Suche nach alternativen Sportarten mieten wir uns ein Kanu und wagen uns noch einmal auf den Kanal.


Als wir einen Seitenarm des Kanals hochfahren (man hat uns dort einen schönen Badeplatz versprochen), begegnen wir einer Schwanenfamilie, die uns nicht ganz wohlgesinnt ist. Zudem sind wir jetzt ziemlich sicher, welches Tier sich auf dem Zeltplatz erleichtert hat. Die Schwäne machen sich fauchend davon und mit dem Bad klappt es doch noch.

Auf der Rückfahrt witzeln wir, ob uns die Schwäne wohl beim Zelt erwarten werden. Und tatsächlich tun sie das! Ein belgisches Paar meint scherzhaft, sie hätten unser Zelt vor der Schwanenfamilie verteidigt (tatsächlich haben sie sich erneut ein Plätzchen einige Meter neben unserem Zelt gesucht, dass sie als Schwanentoilette benützen) und so kommen wir ins Gespräch. Relativ schnell erklären sie, dass sie bereits in Norwegen waren, als Belgien auf die rote Liste kam. Wir lachen, denn auch wir haben immer das Gefühl, uns rechtfertigen zu müssen.
Am Montag ist unser Ziel klar: Auf einer Wanderung genug Pilze fürs Nachtessen sammeln. Die Suche gestaltet sich relativ erfolglos und auch die Beeren hätten wir besser beim Aufstieg gepflückt. Beim Abstieg erwarten uns nämlich nur noch leere Sträucher. Als wir nicht mehr ganz so motiviert und sehr durstig beschliessen, aufzugeben, kann es Monika nicht lassen und kraxelt noch einmal den Hang hinauf. Und tatsächlich verstecken sich da noch ein paar Eierschwämme. Fürs Pilzrisotto reicht es zwar nicht, aber eine feine Sauce gibt es dennoch.

3 Antworten auf „11. bis 17. August – Oslo – Lunde oder Halbzeit vorbei und wir widmen uns neuen Sportarten“
Schön, was dir aus erläbet u gseht! Witerhin gueti Fahrt, schöni Entdeckige u hiubi Zältplätz😉
Merci u Ganz liebi Grüess uf Kallnach!
👍🏻😊