Einmal mehr schmieden wir also unsere Pläne neu, bevor wir das nächste Zwischenziel erreicht haben. Nun geht es nicht mehr Richtung Kiel, aber dennoch an einen Hafen, wo eine Fähre auf uns wartet.
Am Montag packen wir unser immer noch nasses Zelt zusammen und verlassen das Tipidorf in Bertingen definitiv. Der Wind meint es immer noch nicht gut mit uns und wir kämpfen weiterhin gegen ihn an. Auch sonst kommen wir nicht so recht voran, aber es ist ja auch wieder einmal Montag.

In Havelberg verlassen wir die Elbe endgültig und folgen einigen kleineren regionalen Radwegen, damit wir am nächsten Tag auf die neugewählte grössere Zielroute stossen können. Tja, wir merken bald, dass wir nicht mehr auf einem überregionalem Radweg sind… Landschaftlich zwar ganz hübsch, kämpfen wir uns plötzlich durch einen Wald, der aus Sandbergen besteht. Mit unseren schweren Rädern da durchzukommen ist nicht ganz einfach. Irgendwie will das Ziel nicht näher kommen. Dabei sind wir ziemlich gespannt auf unseren Übernachtungsplatz. Mehr per Zufall sind wir auf einen Platz, in perfekter Tagesdistanz (v.a. wenn das Bier ruft) gestossen, bei dem nicht so ganz klar war, worum es sich handelt. Am Telefon hiess es allerdings, das Zelt kann gestellt und bezahlt beim Badesee werden. Monika hat die von Tinu errechneten Kilometer im Griff und weiss genau, dass doch jetzt bald mal nach rechts abgebogen werden sollte, von einem See ist aber weit und breit nichts zu sehen. Plötzlich stoppt Tinu an einer Hausecke. Als wir rechts abbiegen landen wir tatsächlich auf einem «Campingplatz». Es gibt 5 Stellplätze für Wohnmobile (3 belegt), 6 Hütten (2 vermietet) und eine riiiiesige Zeltwiese, auf der unser Zelt als einziges fast ein bisschen verloren wirkt. Für 5 Euro haben wir den bisher wohl schönsten und auch saubersten Übernachtungsplatz unsere Reise gefunden!
Am Dienstag geht’s trotz Gegenwind wieder besser vorwärts. Die von Tinu geplanten Tagesetappen sind relativ lang, v.a. mit diesem wind, aber wir haben ein Ziel vor Augen und so bleibt nicht wirklich Zeit, uns etwas anzuschauen. Tinu möchte ganz gerne noch seine Abkürzungen erwähnt haben, die uns auf dieser Tour tatsächlich auch mal durch wunderschöne Waldwege führen und so nebst gesparten Kilometern auch unsere Durchschnittszeit ein bisschen aufbessern. Bei Alt Schwerin erreichen wir die Berlin – Kopenhagen Route, welcher wir nun bis ans Ende folgen.

Das nächste Zwischenziel heisst nämlich Kopenhagen. Tom (der im letzten Bericht erwähnte Arbeitskollege von Martin und Janine (seine Frau) verbringen einige Ferientage dort und haben uns nach unserem Hänger, als wir das Baltikum von unsere Liste streichen mussten, ein neues Ziel geliefert. Wegen ihnen sind wir nun ein bisschen in Eile, weil sie am Freitagabend mit einem Bier in Kopenhagen auf uns warten.
Geografisch sind wir momentan auf der Mecklenburgischen Seenplatte. Wir fahren wieder vermehrt durch Wälder, über Stock und Stein bzw. Wurzeln und Tinu ist froh um den einrädrigen Anhänger.

Auch unser heutiger Schlafplatz liegt an einem der vielen Seen, davon bekommen wir allerdings nicht viel mit. Damit wir morgen nach Dänemark einreisen dürfen, müssen wir 6 gebuchte Übernachtungen vorweisen können. Das Buchen braucht einiges an Zeit und fällt uns ziemlich schwer, waren wir doch bis jetzt immer sehr spontan unterwegs.
Nicht ganz glücklich mit den in aller Schnelle reservierten Unterkünften fahren wir am Mittwoch relativ früh los. Bis Rostock sind es 85km und wir würden ganz gerne die Fähre nach Gedser um 15.30 erwischen, denn in Dänemark erwarten uns dann noch einmal 25km Fahrt – Buchung in Eile sei Dank. Mit einer anderen Buchung hat es etwas besser geklappt, der Wind lässt uns für einmal nicht im Stich. Er bläst uns Richtung Meer und wir erwischen unsere Fähre ohne Probleme.

Nachtrag: Den Bericht oben haben wir noch im Bauch der Fähre fertig geschrieben, als wir darauf gewartet haben, an Land gehen zu können. Auf der Fähre war noch ein anderer Radfahrer. Wir haben bereits in Rostock gemeinsam diskutiert, wie das wohl ablaufen wird, wenn unsere Hotelbuchungen alle überprüft werden sollen. Er hat seine Reservationsbestätigungen, (Von Reservationen, die er bereits wieder storniert hat) noch in einem Copyshop ausgedruckt. Wir würden dann halt alle unsere Mails einzeln vorweisen, diese Regel war ja schliesslich nicht unsere Idee… Wir fahren also in Gedser von der Fähre, schön auf der Fahrradspur, eine kurze Strecke über den Hafen, neben einen Polizeiauto vorbei und dann sind wir im Dorf. Dort lachen wir uns alle drei krumm – zum Glück haben wir so viel Zeit und Nerven in das Buchen investiert…