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München - Prag

21. bis 24. Juli – Furth – Prag oder Tschechien und die Farradwege

Der letzte Tag in Bayern bricht an! Nach der trockenen Regen(-Fluss-)Fahrt, erleben wir tatsächlich noch eine Regennacht. Mehrmals regnet es in dieser Nacht heftig und das Zelt ist am Morgen tropfnass. Unser Nachbar ist bereits fleissig und schmeisst fortlaufend Nacktschnecken aus seinem Zelt. Wir scheinen aber mit unserem Platz mehr Glück gehabt zu haben, finden wir doch genau eine Schnecke an den (aus genau diesem Grund) vorsichtshalber mit der Sohle nach oben gedrehten Sandalen. Der Rest unseres Materials ist schneckenfrei. So können wir uns bald auf das Frühstück stürzen. Obwohl wir dafür auch schon motivierter waren: Der am Vorabend im Penny-Markt gekaufte, in Plastikfolie eingepackte und bis in alle Ewigkeit haltbare Rosinenzopf ist nicht das, was wir zum Frühstück zaubern würden, wenn zaubern denn möglich wäre. Aber mit kaum bezahlbarem Lindt-Schoggiaufstrich (in Italien hergestellt, in Deutschland gekauft…) veredelt, lässt sich auch das essen.
Als das Zelt tatsächlich etwas trocken ist, starten wir. Zuerst geht es dem Iron Curtain Trail (eigentlich fast witzig, weil genau dieser unser ursprünglicher Plan gewesen wäre) entlang bis zum letzten Supermarkt in Bayern, wo Martin die herrschende Maskenpflicht noch einmal richtig auskosten kann.

Einbrecher oder Einkäufer???

Danach ist es nicht mehr weit bis zur tschechischen Grenze, die dieses Mal nicht zu verfehlen ist: So viele Schilder auf so engem Raum muss man erst einmal hinbekommen!

Schilderwald an der Grenze zu Tschechien

Anschliessend kommt ein fotografisch nicht festhaltbares Highlight unserer Tour: Der Böhmische Wald. Eingangs steht ein Schild „Dieser Wald wird videoüberwacht“, doch wir wagen uns trotzdem hinein. Auf bestem Fahrradweg (zugegeben, wir hatten was tschechische Fahrradwege angeht das eine oder andere Vorurteil…) geht es durch einen traumhaft schönen Wald – und das über mehrere Kilometer, wo wir ausser Wald und Fahrradweg nichts und fast niemandem begegnen. Was für ein Traumstart in Tschechien!

Versuch, die Schönheit des Böhmischen Waldes fotografisch festzuhalten

Nach diesem schönen Abschnitt geht es manchmal über Land, manchmal durch Dörfer aber immer entweder bergauf oder -ab, Richtung Pilsen. Schon bald einmal bekommen wir doch noch das eine oder andere Vorurteil, was tschechische Fahrradwege angeht, bestätigt. Für das grösste Abenteuer sorgt aber das fälschlicherweise etwas an Aktualität überschätzte Komoot: Bei einer Abzweigung wo sich Komoot und der (auf dieser Etappe eher spärlich) markierte Fahrradweg nicht einig sind, entscheiden wir uns für Komoot. Zuerst geht es über schöne Strassen und durch kleine Dörfer bis die Strasse immer schmaler wird und dann zu einem überwucherten Feldweg in einen Wald zweigt. Dort ist der Weg kaum mehr sichtbar und das was ihn mal war von einer Barriere versperrt. Weil die Fahrräder inklusive Gepäck und Fahrerin (beim Fahrer wird’s etwas komplizierter) problemlos unter der Barriere durchpassen, stürzen wir uns rein. Mit viel Holpern, Rutschen und wenig Freude am Fahrradfahren (was man durchaus auch anders ausdrücken kann, etwas das wir in verschiedenen Versionen lautstark trainieren) kämpfen wir uns durch den Wald und kommen tatsächlich auf der anderen Seite wieder raus. Ein erstes Mal sind wir über die Spontanaktion FSME-Impfung in letzter Sekunde vor der Abreise froh, weil Monika tatsächlich ein fieses Zeckenbiest findet und noch vor dem entscheidenden Biss „entfernen“ kann (Tschechien gilt als FSME-Hochrisikogebiet).
So kommen wir am Abend erschöpft in Pilsen an und freuen uns über den grandiosen Empfang in Hotel und ein hammermässiges Abendessen (so Sachen wie „Auberginentartar mit Pestotoast“ vom jungen aber – und da sind wir sicher – sehr talentierten Hotelkoch).
Am nächsten Morgen sehen wir die Welt etwas rosiger: Die Leute nicken uns plötzlich freundlich zu, die Landschaft ist schöner, die Fahrradwege nicht mehr holprig, sondern naturnah und anderes mehr. Martin ist überzeugt, dass das alles am Vortag wirklich schlimmer war und nicht etwa nur ein von der Anstrengung beeinflusster Eindruck!

So erreichen wir nach 84 schönen Kilometern die Berounka (ein Fluss), wo der erste tschechische Camping („Autokemp“) auf uns wartet.
Weil unser Anhänger den holprigen Wegen eine Schraube gespendet hat, müssen wir diese ersetzen, damit der Anhänger seine Standfestigkeit behält und nicht auseinanderfällt. Dr Google erzählt uns Unglaubliches: Ein Einkaufsgeschäft gibt’s im Dörfchen (wir haben ähnliche Anhäufungen von Häusern auch schon Kaff genannt) nicht, aber ein „Veloservis“ schon! Martin ruft an, wird aber weder in Englisch noch in Deutsch verstanden (ein Phänomen mit dem wir in Tschechien oft zu kämpfen haben…). Mit Mühe und Not erfährt er, dass „Shop open“ und „10 minutes ok“ ist. So fährt er hin und findet an einer Wohnhauswand ein Schild, das auf den „Veloservis“ hinweist. Nach zweimaligem Klingeln öffnet sich die Tür und Thomas und sein (der Sprache wegen) dazu gerufener Sohn Adam erscheinen. Martin dreht den Anhänger um und zeigt auf die fehlende Schraube: „Problem here!“. Thomas scheint erleichtert und geht nach drinnen. Kurz darauf kommt er mit einer passenden Schraube zurück und flickt den Anhänger mit grosser Sorgfalt. Geld will er dafür keines. Ein Selfie mit Thomas später fährt Martin glücklich von Dannen.

Beim Abendessen im Campingrestaurant treffen wir auf einen Deutschen Fahrradfahrer. Wir kommen immer wieder auf das Thema Corona zu sprechen, bis wir merken, dass sich unsere Haltungen zu Maskenpflicht und Vorsichtsmassnahmen so stark unterscheiden (er habe da so einen Professor im Internet gesehen, der gesagt habe Covid-19 sei nicht gefährlich und es sei wichtig, dass man neben den Zeitungen und den Politikern auch auf solche Leute höre), dass wir uns in unser Zelt zurückziehen.
Nach einer etwas unruhigen Nacht („Autokemp“ wird ziemlich wörtlich genommen: neben jedem Zelt steht (auf der Wiese) mindestens ein Auto, das auch für die Fahrt zu Toiletten- und Duschhaus verwendet wird), nehmen wir die kurze Etappe mit dem Ziel „Altstadt Prag“ unter die Räder. Kurz nach dem Mittag sind wir da und geniessen die wunderschöne Stadt Prag. Es erzählen uns alle, Prag sei noch nie so schön gewesen, weil man der wenigen Leute wegen viel Platz habe. Tatsächlich erhalten wir im nicht für Kinder geeigneten Museum, beim Abendessen und auf der ganztägigen „Zu-Fusstour“ mit der ungefähr 75-jährigen Helena, die uns spannende Fakten aber auch eigene Erlebnisse aus der Zeit vor und nach „der Wende“ mitgibt, einen wirklich tollen Eindruck dieser Stadt. Ein echtes Highlight!

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18. bis 20. Juli -München – Furth oder alles ist im bzw. am Fluss

Am Samstag verlassen wir München, der nächste grössere Halt ist Prag. Auf den ersten gut 20km begleitet uns Salome, die Schwester von Martin.

Abschied nach einigen schönen Tagen in München: TiMonTour mit Salome an ihrem Umkehrpunkt

Wir haben heute eine ziemlich lange Strecke, mit allerdings relativ wenig Steigung vor uns und so kommen wir zügig vorwärts. Schon bald verlassen wir die Isar und folgen der Abens. Das steht zumindest auf den Wegweisern, vom Fluss ist nur selten etwas zu sehen und wenn, dann würden wir eher von einem Bach sprechen. In Neustadt an der Donau nächtigen wir zum ersten Mal auf einem bayrischen Campingplatz. Auch hier gilt in allen Gebäuden die Maskenpflicht. Bis auf den Platzwart scheinen sich alle daran zu halten. Maske auf, beim Sanitärgebäude auf der einen Seite rein, Abwasch mit Maske, auf der anderen Seite wieder raus, Maske in die Hosentasche… Aber ja, über (Un)Sinn im Umgang mit Masken haben wir unsere Meinung ja bereits angedeutet. Und falls jemand eine Erklärung braucht, wie trotz Maske Zähne geputzt werden, Tinu gibt seine Tipps gerne weiter.

Auf diesem Campingplatz treffen wir auch jede Menge Velofahrer*innen, die meisten radeln entlang der Donau. Auf dem Donauradweg sind auch wir am Sonntag unterwegs. Zum Glück noch vor dem Mittag treffen wir beim Kloster Weltenburg ein.

Wir können uns in Ruhe den Donaudurchbruch ansehen und durch den zurzeit nicht als Wanderweg gesperrten Weg zum Schiff und zurück schlendern.

Uns wurde das Bier, das hier gebraut wird, wärmstens empfohlen, wir finden es allerdings noch ein bisschen zu früh und entscheiden uns, die Donau mit der Fähre zu überqueren und dem Radweg auf der anderen Flussseite zu folgen. Ein bisschen Aarefähre -Feeling (einfach in grösser) kommt auf. Nach einem steilen Aufstieg im Wald geht’s auf der andere Seite zum Glück wieder runter. Wir sehen das Kloster nun von der anderen Seite und sind froh, haben wir die vielen Menschen verpasst. Weiter geht’s sehr flach und gemütlich entlang der Donau nach Regensburg.

Kaum auf dem Campingplatz angekommen, entdecken wir zwei Hillebergzelte. Uns ist klar, dass wir unseres (farblich zwar nicht ganz passend) dazu stellen. Noch bevor wir auspacken werden wir auf das Veloplus Logo am Anhänger angesprochen. Und siehe da, es hat noch andere Schweizerinnen, die mit den Rädern unterwegs sind auf diesem Camping. Dazu gehören auch die Hillebergnachbarn, wie wir später feststellen. Wir erhalten ein paar Tipps, was es sich in der Stadt anzusehen lohnt und nutzen die Zeit, die uns dank der kurzen Etappe bleibt, für eine Stadtbesichtigung im Schnelldurchlauf.

Was wir noch ganz zu erwähnen vergessen haben: auf den Kaffee müssen wir seit München zum Glück nicht mehr verzichten und wir achten nun auch auf einen seeehr sorgfältigen Umgang mit unserer neuen Bialetti.

Am Montag begleitet uns, ohne dass wir nass werden, fast den ganzen Tag der Regen. Das heisst, wir folgen einem weiteren Fluss, der Regen. In Altenstadt fliesst der Chamb in die Regen und so fahren wir bis nach Furth (kurz vor der tschechischen Grenze), dem vorläufig letzten Fluss auf deutschen Boden entlang. Irgendwie läuft bzw. fährt es heute nicht so wirklich. Monika wird den ganzen Tag vom Refrain von I don’t like Mondays verfolgt und wir sind froh, als wir Furth endlich erreichen.

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Quo vadis? München und wie weiter?

Als im Juni klar wurde, dass wir aufgrund geschlossener Grenzen unsere Reise nicht in Norwegen starten können, wurde rasch der Plan geboren, München als erstes Zwischenziel festzulegen. Nun sitzen wir hier gemütlich im tollen Zimmer von Martins Schwester und sinnieren, wie es mit der TiMonTour weitergehen soll. Norwegen hat seine Grenzen vor zwei Tagen geöffnet, somit besteht für uns die Möglichkeit ab München doch noch nach Norwegen zu fliegen. Eine andere Möglichkeit ist es, der schon einmal grob geplanten Route nach Prag zu folgen und von dort durch Norddeutschland an die Ostsee zu fahren.

Nachdem vor dem Erreichen von München die Idee mit Norwegen „Favorit“ war, waren wir uns wie abgesprochen plötzlich einig, dass wir von München aus Richtung Tschechien weiterfahren. So dauerte der definitive Entscheid nicht lange. Die TiMonTour wird uns von München weiter nach Prag führen.

Mit der Detailplanung ist es etwas komplizierter: Wie steht es in Tschechien mit Corona? Haben die Campingplätze (in Tschechien „Autokamp“ genannt, wie wir herausfinden…) überhaupt offen? Dürfen wir als Schweizer überhaupt nach Tschechien rein? (Tschechien hat ziemlich strenge Quarantäneregeln und Personen, die sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben, müssen sich innert weniger Tage testen lassen). Nachdem wir für all diese Fragen grünes Licht erhalten, können wir die Route bis Prag festigen. Dabei ist das Hauptproblem nicht etwa in Tschechien, sondern noch in Deutschland: Auf den ersten Kilometern finden wir keine Übernachtungsmöglichkeit. So werden wir am Samstag – nach 2 fast velofreien Tagen – gleich mit einer Strecke von 104km einsteigen und nachdem wir der Isar und dem (der?) Abens gefolgt sind, in Neustadt an der Donau übernachten.

Alle weiteren vorläufig geplanten Etappen findet ihr hier: