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14. und 15. Juli – Biberwier – München oder auf den Spuren der Jäger

Das Zelt ist rasch abgebaut und im Gegensatz zu den vergangenen Tagen sogar einigermassen trocken. Es soll uns heute eine eher gemütliche Etappe im Schatten der Zugspitze und des Karwendelgebirges erwarten. So geht es erst einmal in zügiger Fahrt nach Garmisch und durch die Stadt hindurch zur imposanten Sprungschanze. Die Strasse Richtung Klais hat zwar einen durchgehenden und sehr gut gepflegten Radweg auf der Seite, trotzdem ist es nicht nur angenehm, in der Hitze die knapp 200 Höhenmeter direkt neben der Autostrasse zu erklimmen. Umso mehr geniessen wir die „Privatstrasse“ von Wallgau nach Vorderriss durch ein wunderschönes Naturschutzgebiet. Diese Strasse ist definitiv eine Fahrt wert. (Schön zudem, dass wir im Gegensatz zu den Mitnutzer*innen der Strasse, die motorisiert unterwegs sind, keine Maut bezahlen müssen.)

Einige Kilometer nach Vorderriss erreichen wir Fall und dort das „Outdoorhotel Jäger von Fall“, wo wir übernachten.

Ein erstes Mal bemerken wir die teilweise etwas verwirrenden Corona-Schutzmassnahmen Bayerns: Im Restaurant muss man immer dann eine Maske tragen, wenn man vom Tisch aufsteht. In Läden und im ÖV trägt man grundsätzlich eine Maske. Das scheint uns alles einigermassen nachvollziehbar und logisch und natürlich tragen wir das auch vollkommen mit. Irritierend ist aber, dass viele Leute die Maske im Restaurant einfach neben ihren Teller legen, oder dass das Servicepersonal sich vor, während und nach dem Servieren immer wieder an die Maske greift. Da beginnen wir zu schätzen, dass in der Schweiz (aus unserer subjektiven Sicht) die Aufklärung über die Verwendung der Maske vor der zurückhaltend eingesetzten Pflicht erfolgte.

Am Mittwoch jagen wir der Isar entlang Richtung München. Mit einem Durchschnitt von fast 23 km/h fühlte es sich wirklich wie Jagen an und wir machen uns schon fast Sorgen zu früh in München zu sein. Nachdem wir dann doch noch das eine oder andere Mal über Schotterstrassen auf- und absteigen dürfen und wir – im „Gasthof Jäger“ – einen Kaffeehalt machen, scheint es zeitlich bestens zu passen, dass wir beim Tierpark München auf Salome – die Schwester von Martin – treffen.

Nun erwarten uns einige tolle, wenn auch verregnete Tage in München mit exklusiven Kirchturmausblicken (Salome’s Freund Chrissi hat echte „Beziehungen nach oben“ oder in der Praxis: einen Schlüssel zum Kirchturm), Bayrischem Essen, der für uns traditionellen verflixten Restaurantjagd (1. voll, 2. übervoll, 3. unsympathisch, 4. (wir geben den Bayrisch-Plan auf und gehen in die Pizzeria) Pizzaofen defekt und Desserts sind ausgegangen, 5. geschlossen aufgrund Corona, 6. zu chic. 7. es klappt! (eine Viertelstunde vor Küchenschluss)), und einigem mehr…

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13. Juli – Fernpass oder ich bin auch ein Mountainbike

Heute gibt es so einige Möglichkeiten, für unsere Routenwahl. Am Morgen können wir uns noch nicht entscheiden und so fahren wir los dem Inn entlang Richtung Imst, wo wir unsere Mittagsrast einplanen. Am Vormittag diskutieren wir hin und her. Wollen wir über Seefeld – da soll es wunderschön sein, Tinu war bereits einmal da – allerdings gibt es dort keinen Camping. Oder wollen wir über den Fernpass, aber auch da gibt es für den nächsten Tag keinen Campingplatz. Kurz vor Imst beschliessen wir, dass wir ja schon lange keinen Pass mehr überquert haben und entscheiden uns für den Fernpass – eine Entscheidung die wir wohl nicht so rasch vergessen werden… Wenig später stehen wir unterhalb von Imst und schauen einer steilen Strasse entgegen. Diese müssen wir hoch, wollen wir unser Reste-Pasta-Mittagessen noch ein bisschen aufpimpen. Die Mittagssonne gibt ihr Bestes, wir kämpfen uns ins Dorf hinauf und immer weiter, etwas zum Einkaufen finden wir aber nicht. Also geht es weiter bis Tarrenz, wo wir tatsächlich eine Möglichkeit finden, unser Essen zu einem kulinarischen Meisterwerk zu vervollkommnen. Nach dem Essen blüht uns immer noch der Fernpass und es ist wirklich schön warm. Der nächste Wegweiser zeigt 12km an und für 500hm finden wir das eigentlich ganz in Ordnung. Nun geht es aber Kilometer für Kilometer weiter und die Steigung hält sich in Grenzen. Irgendwann wird uns klar, dass komoot wohl doch nicht so unrecht hatte, als es «Enthält einen sehr steilen Anstieg. Eventuell musst du dein Rad schieben.» voraussagte. Und tatsächlich, nachdem Fernsteinsee geht es los! Fahren ist nicht mehr möglich weil es zu steil und der offizielle Radweg eine grob geschotterte Piste ist. Also heisst es schieben! Als es dann rechts noch viele Meter steil abfällt und der Weg immer schmaler wird, beginnen wir uns zu fragen, ob der Fernpass wirklich eine gute Idee war. Trotzdem schieben wir weiter (teilweise immer 20 cm schieben, dann Bremsen anziehen, dann die Füsse hinterher, weil auch die Schuhe auf dem Schotter kaum mehr Halt finden). Bei einer Holzgallerie gibt es eine Fotosession und das eine oder andere Traubenzucker.

So erreichen wir den Fernpass, gönnen uns ein Eis und ein kühles Getränk und freuen uns auf die Abfahrt. Dass die Abfahrt aber erst noch über den „Alten Fernpass“ (knapp 100 Hm höher als der „neue“) geht, erfahren wir erst während der Fahrt bzw. des erneuten Schiebens. Doch auch den alten Fernpass erreichen wir und tatsächlich geht es auf der anderen Seite wieder runter! Aber nicht wie bei anderen überquerten Pässen in rasantem Tempo, sondern immer bremsend zwischen den grössten Schottersteinen hindurch und immer hoffend, die Kontrolle behalten zu können.

Unsere gewählte Route ist eigentlich ein offizieller Radweg, dennoch wünschen wir uns heute mehrmals, mit dem Mountainbike unterwegs zu sein. Schlussendliche erreichen wir müde und durchgeschüttelt, aber glücklich den Camping in Biberwier, wo man uns sehr freundlich empfängt.

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12. Juli – Die erste Grenze oder warum es in Österreich keinen Kaffee mehr gibt

Ein wenig erstaunt stellen wir fest, dass wir nun schon seit einer Woche unterwegs sind. Mit vielen Aufs und später noch mehr Abs geht es dem Inn entlang durchs wunderschöne Engadin. Die Temperaturen sind wieder etwas wärmer. Die Steigungen zwar sehr wohl vorhanden, aber recht angenehm, so dass sie uns keine Schimpftiraden mehr entlocken.

Nach dem Mittagessen in Ftan verlassen wir die höheren Regionen endgültig und sausen Richtung Grenze zu Österreich (ok, es geht nicht immer bergab, aber im Nachhinein soll ja alles immer weniger schlimm sein…). Nach der Ausreise aus der Schweiz erwartet uns ein knapp 10km langer Grenzübergang. Es geht zwar stetig bergab, doch man könnte meinen, dieser gemeine Gegenwind will uns zurück in die Schweiz blasen. Irgendwann finden wir wieder einen Velo- (ah nein!) Radweg und sind immer noch gespannt, auf den Grenzübergang. Diesen werden wir allerdings nie passieren, denn plötzlich stehen wir am Claudiasee und haben wohl die grüne Grenze erwischt. Hier wollten wir eigentlich unser Zelt aufschlagen, aber mit Blick auf die Uhr – noch nicht mal 16.00 – und den Kilometerzähler – 63km – sind wir uns schnell einig, dass wir noch ein bisschen weiterfahren. So landen wie in Ried am Oberinn. Der Camping ist zwar riesig, aber da wir nur eine Nacht bleiben, werden wir im Gärtchen eines nicht anwesenden Dauermieters direkt beim Parkplatz einquartiert. Im Abwaschraum ist es so laut, dass wir so schnell als möglich wieder flüchten. Draussen will Monika die heissgeliebte Bialetti durch Schwingung doch noch ein bisschen trocknen. Dumm nur, dass diese in hohem Bogen durch die Luft segelt und Monika nur noch den Henkel in der Hand hält. Deshalb vorerst fertig Kaffee – oder wohl eher: die Jagd auf eine neue Bialetti ist eröffnet!

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9. – 11. Juli – Der Albulapass oder wo alles begann

Das Velo von Tinu ist geflickt und fährt wieder. Die Etappe am Donnerstag geht von Ziegelbrücke nach Thusis. Dort bereiten wir uns auf den nächsten Pass vor, der bereits vor unserem Zelt steht. Immerhin treffen wir auf dem vorwiegend von motorisierten Gefährten besuchten Zeltplatz auf zwei weitere Velofahrer. Wobei, auch von diesen einer nicht nur mit Muskelkraft unterwegs ist…

Am Freitag geht es dann endlich auf den Albula los. Bis Filisur ist die Steigung noch halbwegs gemütlich. Im Hinterkopf schwebt noch die Idee herum, dass ja vielleicht doch der ganze Pass an einem Tag zu schaffen sei. Spätestens nach Filisur verbschieden wir uns von diesem Hirngespinnst. Alles schön der Passstrasse entlang zeigt das Thermometer an Monikas Kilometerzähler über 40 Grad an. Mehr kriechend denn fahrend erreichen wir einiges nach der Mittagszeit endlich Bergün. Ein Selfie am Dorfeingang darf trotz leidendem Gesichtsausdruck nicht fehlen – schliesslich haben sich hier unsere Wege vor einer halben Ewigkeit gekreuzt.

Deshalb wäre Bergün auf der ursprünglichen Routenplanung auch als Übernachtungsstopp geplant gewesen. Doch die verflixte Rohloff brachte auch unsere Planung durcheinander… Während wir beim Mittagessen das Wetterradar studieren und überlegen, ob wir es vor dem Gewitter noch bis Preda schaffen können – immerhin hätten wir damit bereits 400hm gewinnen – treffen wir Raffael, der in diesem SOMMER auf dem Camping in Bergün arbeitet. Obwohl er uns ‚seinen‘ Camping noch schmackhaft macht, juckt es uns und wir machen uns auf den Weg nach Preda.

Es ist immer noch saumässig heiss und kurz vor dem Ziel schieben wir unsere Velos durch eine nicht enden wollende Schotterbaustelle. Fazit: nächstes Mal wieder Preda-Bergün im Winter mit Schlitten statt Bergün-Preda im Sommer mit Velos!
Da es in Preda keinen Camping gibt, buchen wir bei Anne im Sonnenhof ein Zimmer und schauen dem Gewitter zu. Anne weiss viele interessante Geschichten zu erzählen und es wird ein kurzweiliger Aufenthalt.
Am Samstag machen wir uns bei nebligem Nieselwetter auf die letzten 600hm zum Albula. Erstaunlich schnell erreichen wir bei viel angenehmeren Temperaturen die Passhöhe. Oben angekommen zeigt das Thermometer noch 8 Grad. Mit dem Albulapass auf 2315 M.ü.M haben wir den höchsten Punkt unserer Reise überschritten.

Das Restaurant ist leider voll – ja diese super sportlichen Autofahrer müssen sich halt auch stärken und ihre Pferdchen ausruhen lassen – und so machen wir uns an die wohlverdiente Abfahrt.
Wir fahren weiter bis Zernez, wo unser Zelt, kurz nachdem es aufgebaut ist, zum ersten Mal doch noch nass wird.

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7. und 8. Juli – Der Pragel-Hagel und die fiese Feder

  • Das Zelt in Vitznau ist abgebaut und wir fahren los Richtung Brunnen. Die Fahrt dem Vierwaldstättersee entlang ist wunderschön. Kurz nach Brunnen beginnt die Steigung Richtung Muotathal. Auch das geht gemütlich und gut vorwärts. Beim Dorfausgang finden wir die Tafel: Steigt 885m auf 11 Kilometer. EIGENTLICH hätten wir das ja gewusst, etwas niederschmetternd ist es trotzdem.
  • Und gleich nach dem Schild geht es los: So steil, dass fahren kaum möglich (aber trotzdem versucht) wird. Das ist sicher nur der Anfang, denken wir. Doch nichts da! Es geht immer weiter und steiler hoch. Die Stimmung sinkt und es wird immer klarer, dass die Mittagspause dringend nötig ist. Gleichzeitig wie wir erreichen Isabelle und André auf ebenfalls stromlosen (eine wahre Seltenheit…) Velos unser kleines Schutzhäuschen. Zu merken, dass wir nicht die einzigen sind, die am Berg leiden (O-Ton „Es gibt ja doch noch andere solche Wildsäue wie wir“), ist ermutigend! Merci für den Motivationsschub an dieser Stelle!
    Nach dem Essen und vielen James Bondschen und anderen Anekdoten geht es motiviert wieder los. Doch Martins Velo will nicht wie er: Schon vorher haben die Gänge 1-7 der Rohloffschaltung teilweise nicht eingerastet. Statt einzurasten hat er nun sieben Leerlaufgänge, was nichts bringt. (Für nicht Rohloffianer*innen: Die Nabenschaltung hat 14 Gänge. Dabei ist Gang 14 der härteste und Gang 1 der leichteste. Die Gänge 1-7 sind also vor allem für die Steigungen ganz schön wichtig…). Nach dem Mittag geht gar nichts mehr. Das bedeutet: Schieben statt fahren (wobei dies teilweise durchaus auch als ideale Ausrede gelten könnte, so oder so zu schieben… Der Berg bleibt steil!).
  • Nach zwei Telefonaten mit Veloplus in Ostermundigen und einem mit Rohloff in Deutschland ist klar: Irgendetwas mit einer der Freilauffedern in der Nabe stimmt nicht. (O-Ton Rohloffmitarbeiter: „Die Gänge 1-7 gehen nicht? Handbuch Seite 93, Bild 1“). Ein Problem, das sich nicht so einfach vor Ort lösen lässt. Also weiterschieben! Als wir den „Hagel“ Pragelpass endlich erreichen, sind wir nudelfertig und froh, dass es jetzt wieder runter geht.
  • Die schöne Abfahrt zum Klöntalersee funktioniert auch mit den Gängen 8-14 und so sitzt auch Martin heute doch noch einmal im Sattel.
  • (8. Juli, morgen) Die Veloplusfiliale in Ostermundigen hat Martin eine Liste mit Händlern von Glarus bis Chur und ein Bild des entsprechenden Handbucheintrages geschickt: So beginnt die Telefoniererei. Ein Händler nach dem anderen sagt, er habe die entsprechende Feder nicht an Lager. Die meisten bedauern, dass sie nicht helfen können oder bieten sogar an, die Reparatur sofort zu machen, wenn wir die Feder irgendwo organisieren können. Nach vielen erfolglosen Telefonen nutzen wir unseren Kontakt bei Veloplus, der uns sofort in die Filiale in Zürich HB verweist, wo man Martin sofort einen Notfalltermin und eine Ansprechperson gibt. So sehen wir uns gezwungen, umzuplanen. Ohne Steigungen (und deshalb auch für Martin ohne Schieben) fahren wir 22 km vom Klöntaler- an den Walensee wo wir ins Camping einchecken. Mit dem Zug fährt Martin nach Zürich, wo sein Velo unter die Lupe genommen wird.
  • Nachdem alle einfach lösbaren Probleme ausgeschlossen sind, ist klar: Es bedarf einer detaillierteren Untersuchung und einem Aufschrauben der Nabe. Martin verbringt den Nachmittag wartend (und powerbankladend) im Restaurant. Um 17:30 ist es soweit: Das Velo steht zur Probefahrt bereit! Auf der Suche nach einem steilen Stück Zürich wird klar: Das Problem ist gelöst! Martin fragt nach: Die Freilauffeder (ein Hoch auf den Telefonsupport von Rohloff) war durch ein Mittel, das normalerweise Schrauben fixieren sollte, verklemmt. Die Feder wurde gereinigt und sitzt wieder wo sie muss! Vielen Dank für den raschen Service, Veloplus und die Zeit, die ihr euch genommen habt!

Wieder in Ziegelbrücke auf dem Camping gibt es Znacht (Gurke) und wir freuen uns auf eine Etappe mit 41 Gängen (27 bei Monika, 14 bei Martin)! Der Albula kann kommen!

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Sonntag, 5. Juli Grünen -Sempach

Endlich ist es so weit! Um kurz nach 13.00 Uhr schwingen wir uns in unsere Sättel. Jaja, die ganz aufmerksamen Leser*innen haben vielleicht bemerkt, dass unser Countdown plötzlich fünf Stunden länger läuft. Da wir beide in den letzten Schulwochen noch einiges zu erledigen hatten, haben wir den Startzeitpunkt und die Länge der ersten beiden Etappen etwas angepasst. Samstags wird bis spät in die Nacht gepackt, wobei wir uns nicht immer einig sind, ob es dieses oder jenes wirklich braucht. Nach einigem Hin und Her erleichtert uns schliesslich das eingeschränkte Packvolumen unserer Taschen um einige Details.

Nach einer kurzen Nacht reicht es am Sonntag sogar noch für einen Brunch mit unseren Eltern. Aber danach – nach einer kurzen Fotosession vor dem Bahmhof Sumiswald-Grünen geht es endlich los. In Dürrenroth treffen wir die Gotte von Monika. Die mitgebrachte OVO Schoggi könnten wir bereits in Huttwil brauchen, als wir nur den Stutz nach Ufhusen finden. (Ah ja, man könnte den auch umfahren meint die kartenlesende Hälfte des TiMonTour-Duos als wir den „Gipfel“ erreichen.

Jänu, wir kommen dennoch am Sempachersee an. Nach dem Znacht kommen Zobis auf einen kurz Besuch vorbei. Sie fahren unsere heutige Strecke in Gegenrichtung und laden Tinus Stromer ein, damit dem nicht zu langweilig wird.