Nach der überraschend einfachen Ankunft in Dänemark fahren wir gleich noch 25 Kilometer ins Land hinein, weil wir die gebuchte Jugendherberge in Nykøbing Falster erreichen wollen. Nach zwei Kilometern erreichen wir das zweite Jubiläum auf unserer Tour: die 2000 Kilometer sind geschafft!

Der starke Rückenwind bläst uns ins Land hinein und wir fahren teilweise mit 30 km/h über das flache Land. So macht’s Spass! In Nykøbing angekommen beziehen wir ein schönes Zimmer und finden im Städtchen etwas zu Essen. Die Stimmung ist gut und wir freuen uns endlich in Skandinavien angekommen zu sein.
Auch am nächsten Morgen verwöhnt uns der Wind und lässt uns die ersten Kilometer praktisch rasend zurücklegen. Als wir bei der schönen Holzfähre, die uns von der Insel Falster zur Insel Møn bringt, ankommen haben wir erneut Glück: wir warten keine 10 Minuten auf die Abfahrt der stündlich verkehrenden Fähre.

Weiter fahren wir hauptsächlich über Nebenstrassen, aber bei heissen Temperaturen (O-Ton einer etwas älteren Dänin vor dem Supermarkt: „You have to drink a lot, it’s hot!“ wir: „Yes we know and we did drink a lot!“ sie: „But I mean water!“). Der Wind kommt jetzt von der Seite, wir kommen nicht mehr gleich schnell vorwärts und die Sonne brennt! Da hilft es, wenn die Windschattenposition mal getauscht werden kann. Auch wenn es dabei bei der Navigation schon mal zu Missverständnissen kommen kann…
Total erschöpft erreichen wir nach knapp 110 km den vorreservierten Camping in Rødvig. Die trockenen Witze, die der Platzbesitzer macht („Are you warm?“), muntern uns auf. Tinu hat den Ehrgeiz, die nächste Etappe nach Kopenhagen noch unter 90 km zu kürzen. So startet er Komoot und beginnt zu planen. Während er zwischendurch die Corona-News checkt (etwas, das wir uns angewöhnt haben, um ansatzweise zu wissen, wo wir hin können und wo nicht), entdeckt er die nächste Hiobsbotschaft: Die Schweiz ist auf der norwegischen Quarantäneliste rot markiert. Das bedeutet, als Schweizerin muss man bei der Einreise nach Norwegen einen privaten Ort vorweisen können, an dem man sich für 10 Tage in Quarantäne begibt. Nicht schon wieder!

Jetzt kommt aber erst einmal Kopenhagen und wie es weitergeht schauen wir dann später! Wir schlafen wunderbar und machen uns auf die letzte Etappe zu einem Ort, mit dem wir vor unserer Tour nicht gerechnet hätten, der uns aber ohne Frage in Erinnerung bleiben wird! In einer Pause schreiben wir ein Mail an die norwegische Botschaft in der Schweiz und schildern unseren „Fall“, um herauszufinden, ob es für uns vielleicht ein Einreiseschlupfloch gibt. Weil bereits Freitag ist, rechnen wir aber nicht mehr mit einer Antwort vor dem Wochenende. Auch heute verwöhnt uns der Wind und wir kommen gut voran. Die Abkürzungen von Tinu (die Etappe ist jetzt noch 83 km lang) helfen zwar vorwärts zu kommen, bescheren uns aber auch immer wieder Fahrten an vielbefahrenen Strassen. (Nicht AUF diesen Strassen, sondern konsequent daneben. Wir haben in Dänemark kaum eine Strasse erlebt, die keinen zweispurigen Fahrradweg daneben hat.) Das macht uns zwar schneller, aber die Fahrt nicht zwingend schöner. Bereits bei der Einfahrt in die Stadt sind wir gleich mehrfach beeindruckt: Als erstes von der Architektur. Wir sind uns einig, (und das ist bei diesem Thema doch eher die Ausnahme) dass die modernen Gebäude toll aussehen. Auch dass jedes Haus ans Wasser angehängt ist, gefällt uns.

Später beeindruckt uns die Fahrradfreundlichkeit der Stadt. Die 1000en von Fahrrädern in verschiedensten Ausführungen funktionieren untereinander ohne grosse Probleme und die Autofahrerinnen nehmen Rücksicht auf die meist 2-rädrigen Verkehrsmitstreitenden. (Auch wenn sie bei einer Ampel gut und gerne 20 und mehr Drahtesel passieren lassen müssen, bevor sie rechts abbiegen können). Auch wir finden einen (aus unserer Perspektive, was die Einheimischen über uns dachten wissen wir nicht…) guten Umgang mit dem Velogewusel sind auf direktem Weg beim Hotel.
Mit Tinu’s Arbeitskollege gibt es heute nur ein schnelles Apéro weil er zum Znacht abgemacht hat. Trotzdem ist die Freude gross Tom und Janine auf diese doch etwas spezielle Art in Kopenhagen anzutreffen.

So verbringen wir den Abend zu zweit mit der traditionell ausgedehnten Restaurantsuche (zu voll, keinen Platz, keine Ahnung was das auf der Karte bedeutet, zu chic, nur Meeresgetier, italienisch ist zu wenig dänisch usw., wir erinnern uns an den Blogeintrag von München…). Nach einer Weile finden wir tatsächlich etwas (Burger und Salat. Man könnte hier diskutieren ob Pizza oder Burger dänischer ist…) und setzen uns erleichtert hin. Das Essen schmeckt! Bei der Rechnung bleibt uns aber die Spucke weg: Zwei Getränke, ein Salat (mit Lachs und anderen Delikatessen), und ein Burger: Etwas über 80 Franken. Etwas ernüchtert studieren wir zurück im Hotel die Big Mac-Studie und merken, dass uns in Norwegen ähnliches erwarten dürfte. Upps!
Huch da haben wir etwas vorgegriffen. Aber dass im letzten Satz Norwegen erwähnt ist, ist kein Zufall: In der Zwischenzeit hat uns die norwegische Botschaft nämlich folgende Nachricht zukommen lassen:

Wir freuen uns sehr darüber, nun doch noch in einem unserer Traumländer einreisen zu dürfen und buchen kurzerhand die Fähre von Kopenhagen nach Oslo für den Montagnachmittag.
Am Samstagmorgen bringen wir erst einmal Monikas Fahrrad zum Mechaniker. Am Telefon hat „Buddha Bikes“ einen sehr sympathischen Eindruck gemacht und auch als wir dort ankommen werden wir sehr freundlich begrüsst. Das zerrissene Lichtkabel zu reparieren sei eine kleine Sache und am Montag um 11 Uhr sei das ganz sicher erledigt. Auch ein Ersatzgefährt für Monika haben sie. Dass nun ausgerechnet das GeburtstagsKIND ein altersgerechtes Fahrzeug erhält amüsiert die eine Hälfte des TiMonTour-Duos und verunsichert die andere. Doch es dauert nicht lange bis sie die moderne Architektur Kopenhagens mit ihrem Eingänger mit Rücktritt im wahrsten Sinne des Wortes erFÄHRT. Und Freude daran hat sie auch noch!


Nach einem Nachmittag auf der Suche nach Schatten, machen wir uns mit Tom, Janine, Raphael und Jacqueline auf den Weg zum Restaurant. Sie haben etwas exklusives ausgewählt, meint Kopenhagenkenner Raphael. Dass es definitiv exklusiv ist, erkennen wir bereits am Michelinstern neben dem Eingang. Kurzerhand beschliessen wir, den heutigen Tag aus der Ausgabendurchschnittsberechnung unserer Reise zu streichen und das Essen zu geniessen (Was wir definitiv taten!).
Unser Gourmet-Nichtkennertum stellt Tinu unter Beweis als er kurzerhand das Handy zückte, um die grandiosen Essens-Zusammenstellungen fotografisch festzuhalten. Später am Abend erfahren wir, dass „man“ Essen fotografieren nicht macht. Tinu möchte es etwas näher wissen: Warum macht „man“ das nicht? Das Restaurant sollte doch ein Interesse daran haben, wenn ihre schönen Kreationen festgehalten werden?! Niemand findet ein logisches Darum: Ist halt einfach so! Darum erlauben wir uns auch die Fotos hier einzufügen:



Nach dem Essen und dem gemütlichen Bier im Anschluss (bis 0:00 aus dem Glas, dann umschütten in den Kaffeebecher: Dänemark hat diesbezüglich ausserordentlich strenge COVID-Regeln), verabschieden wir uns von der super Gesellschaft und fahren Richtung Hotel. Merci euch, es waren schöne Stunden, spannende Gespräche und wir konnten viel (unter anderem über Architektur) erfahren!
Nachdem wir den Sonntagvormittag im Waschsalon verbracht haben, wollen wir am Nachmittag noch den einen oder anderen Tourismus-Pflichtbesuch „erledigen“. Wir entscheiden uns gegen das Tivoli und für die berühmte Meerjungfrau.


Auf dem Rückweg zum Hotel kommen wir bei einem Platz mit vielen Restaurants vorbei. Wir machen ab, dass wir zur Znachtzeit diesen Platz nicht verlassen, bevor wir gegessen haben. Zuversichtlich heute Abend das schon fast legendäre Restaurantproblem umgehen zu können, gehen wir zurück zum Hotel. 2 Stunden später machen wir uns zu Fuss auf, den ominösen Platz aufzusuchen (Tinu hat auf der Karte extra einen Favoriten gesetzt, damit wir ihn sicher wieder finden.) Kurz nachdem wir beim Hotel losgegangen sind, kommen wir bei einem Restaurant vorbei. Wir gehen zweimal daran vorbei und schauen den Gästen unauffällig auf die Teller (ok, da würden wir verstehen, dass „man“ das nicht macht… Aber es hilft!). Sieht glustig aus! Also nehmen wir im ERSTEN Restaurant das wir sehen einen Tisch und essen wunderbar (und preiswert) zu Abend. Den Restaurantplatz mit dem Favoritenpunkt auf der Karte haben wir gar nicht erst betreten.
Den Montagmorgen haben wir detailliert geplant: Nach dem Frühstück bringen wir alles Gepäck von unserem Zimmer im 5. Stock in die Lobby. Als wir mit 4 mal laufen alle Taschen, Siggflaschen, das Zelt, die Regenkleidertasche und alles andere beim Lift haben, gehen alle Lichter aus und der Lift fährt nicht mehr. Stromausfall! Also tragen wir alles Gepäck die Treppe runter und checken aus. Der Nächste Punkt auf der Planungsliste ist, mit allem Gepäck und Monikas Ersatzfahrrad die fünf Kilometer zum Velogeschäft zu fahren. Doch weil an Monikas Gefährt keine einzige Tasche gehängt werden kann, muss alles irgendwie an und auf Tinus Fahrrad und Anhänger Platz finden.

Dass Monikas Fahrrad unter mässig kreativen Ausreden nicht repariert wurde enttäuscht uns, doch wir freuen uns auf Norwegen und können mit etwas konsequentem Nachhacken sogar verhindern, dass wir uns bei der Fähre zuhinterst in die Autoschlange (an der bratenden Sonne) einreihen müssen.
Nun sitzen wir in unserer Koje auf der Fähre und wenn wir morgen erwachen, sind wir in Norwegen.
Anmerkung: Die Norweger empfingen uns äusserst freundlich und der Polizist, der uns kontrollierte, schaute zwar genauer hin und fragte nach, liess uns aber problemlos einreisen! Nun haben wir die Fahrräder noch einmal zu einem Mechaniker gebracht und schauen uns Oslo an.